Kurzbericht "Rock gegen rechte Gewalt" OpenAir am 02.12.2011 in Jena

Rock gegen rechts 02122011 in Jena

Aufgrund der traurigen Ereignisse, die in den letzten Wochen bekannt wurden, fand in der Jenaer Oberaue eine außergewöhnliche Konzert- und Protestveranstaltung gegen Gewalt statt.
Udo Lindenberg initiierte gemeinsam mit Politikern und Musikern, darunter u.a. Peter Maffay ein großes OpenAir, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.
Es wurde trotz der sehr ernsten Hintergründe ein besonderes Rock-Konzert.
 
So hab ich es erlebt: Den Platz in der ersten Reihe hab ich mir mittags kurz vor 12 gesichert:
Als ich das Konzertgelände einmal umrundet hatte, setzte ich mich auf meinen mitgebrachten Campinghocker vor die Bühne.
Außer mir standen zu diesem Zeitpunkt noch 4 Leute da. Silly absolvierten gerade ihren Soundcheck. Ca. 12.50 Uhr setzte sich Bertram ans Schlagzeug und der Soundcheck von Peter Maffay & Band begann.
Zu dieser Zeit füllte sich auch die erste Reihe immer mehr. Gegen halb 2 war sie weitestgehend gefüllt. Udo drängelte 'ne Stunde später schon wegen seines Soundchecks...
So gegen 3/4 3 fing es leider an, zu regnen und der Wind entwickelte sich kurzzeitig zu Sturmböen. ... Mein Regenkeep leistete mir gute Dienste...
Mittlerweile standen mindestens die ersten 5 Reihen schon voller Leute und meine letzte Gelegenheit, mich zu setzen, blieben die 5 Minuten zwischen Maffay- und Lindenberg-Soundcheck.
Toni Krahl (von City) kam kurz zum Soundcheck, danach die Musiker von Kowsky (eine von Udo geförderte Nachwuchsband).
Dann war's auch schon kurz vor 4 und der Platz zumindest im ersten Drittel vor der Bühne ziemlich voll. Der Regen hatte sich noch verstärkt, aber die Leute blieben trotz Regen und Temperaturen zwischen 4 und 6°C erwartungsvoll stehen.
'n paar Minuten nach 4 ging's mit mehreren kurzen politischen Ansprachen los.
Eine Gedenkminute für die 10 Opfer wurde eingelegt.
Udo und Peter fanden dann den richtigen Übergang zur Musik, so daß das Ganze sowohl eine Gedenk- und Protestveranstaltung alsauch ein insgesamt grandioses Konzert wurde.
Aufgrund der Kurzfristigkeit gab es 'n paar technische Schwierigkeiten, aber alle Musiker waren Profis genug, die technischen Probleme live weitestgehend zu ignorieren und soweit möglich, zu überspielen. Die Musik begeisterte einfach alle Anwesenden.
Den musikalischen Anfang machten Kowsky mit guter Rockmusik, die halt nur den meisten noch nicht so bekannt war.
In den Umbauphasen zwischen den einzelnen Bands gab's weitere Statements und Protestansprachen. Die meisten hatten Hand und Fuß. Manche hätte man besser weglassen oder wenigstens kürzen sollen.
Als 2. Band spielte Julia Neigel mit einigen ihrer Musiker und zusammen mit Carl (Gitarrist) und Ken (Baß) aus der Maffayband. Da war echt Power dahinter, wirklich klasse. Als nächstes spielte Toni Krahl nur 2 Songs mit Akustikgitarre ohne Band, hätte ruhig noch länger gehen können, anschließend Silly, auch sehr gute Rockmusik. Danach wurde Sebastian Krumbiegel von den Prinzen aus Leipzig per Video eingeblendet.
Es hörte endlich auf, zu regnen.
So gegen 18 Uhr fing das Maffaykonzert an, natürlich mit dem Lied "Es wird Zeit". In dem Text aus den End-1980er Jahren heißt's ja so in etwa "Zeichen steh'n auf Sturm... Signale auf rot... Ich will kein viertes Reich...". Das paßte leider in diesem Jahr immer noch perfekt zum traurigen Hintergrund der Veranstaltung. Ich glaub, das war in dem recht kurz geratenen TV-Mit(aus)schnitt in einer Sondersendung um Mitternacht gar nicht mit drin. Auch die Songs "Kein Weg zu weit", "Liebe wird verboten", "Sonne in der Nacht" u.a. fehlten in der Sendung leider völlig, genauso wie viele Paniksongs, z.B. "Honky Tonky Show", "Odyssee" ... Nur das Lied, was Udo und Peter gemeinsam sangen "Sie brauchen keinen Führer mehr" wurde, dem eigentlichen Anlaß gerecht, komplett gezeigt. Auch von Julia Neigel und Silly waren nur wenige Songausschnitte, von Kowsky leider gar keine in der Sondersendung, die eigentlich länger geplant war, enthalten.
Clueso sang während des Panikorchesterauftritts 2 Lieder, eins davon mit Udo gemeinsam ("Chello").
Live kam die Stimmung wesentlich besser rüber als im Fernsehen, was wohl der Kurzfristigkeit geschuldet war, aber dem Hauptanliegen dennoch keinen Abbruch tat.
Aber insgesamt war's von der Musik her 'n sehr gutes Konzert. Und die Veranstaltung insgesamt hat auf jeden Fall auf Jena und Thüringen mit den Ansichten gegen Gewalt aufmerksam gemacht. Bleibt zu hoffen, daß mehr als die 50000 Anwesenden und wahrscheinlich sogar Millionen Fernsehzuschauer (wenn man die Kurzberichte von allen, teilweise sogar internationalen Sendern einrechnet) aufmerksam gegen jegliche Gewalt bleiben!
 
Für mich und viele Andere war's natürlich auch toll, die ganzen Musiker mal alle in einem Konzert zu erleben. Julia Neigel, Silly und Toni Krahl, sowie Kowsky und Clueso hatte ich ja auch noch nie vorher live erlebt.
Und, ich hab die nahezu 9 Stunden Live-Musik genossen (einschließlich Soundcheck), trotz des sehr ernsten Hintergrunds, aber das war ja auch eines der Ziele, zu zeigen, daß es Positives gibt, wie z.B. gute ansprechende Rockmusik mit klarer positiver und weltoffener Aussagekraft.
 
Großer Dank und Respekt gilt allen Initiatoren und Mitwirkenden!
 

 


 

Vignette aus Buch Meine erste Reise ... Karin Vogler


 
 Home Übersicht Konzertberichte © Karin Vogler