Saalfeld - die Steinerne Chronik Thüringens - Stadttore

Von den ursprünglich 5 mittelalterlichen Stadttoren Saalfelds existieren heute noch 4. Das Niedere Tor, auch Niederköditzer Tor genannt, wurde 1456 erbaut, 1722 völlig abgerissen, danach wieder aufgebaut, aber 1887 komplett abgebrochen. Es stand am Ende der Niederen Torgasse.
Die Stadtbefestigung wurde im 13. Jahrhundert zum Schutz der Bürger angelegt und repräsentierte nach außen hin Macht und Stärke. Je höher die Stadtmauer, umso höher auch die gesellschaftliche Bedeutung der Stadt. In der Gasse Hinter der Mauer ist ein Stück restaurierte Stadtmauer in ursprünglicher Höhe von 6 bis 8 m erhalten.

Saalfeld - Obere Torgasse
Das Obere Tor, auch Oberköditzer Tor genannt, wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaut. Südlich davon lag das Dorf Nähernköditz im Bereich der heutigen "Wüste Köditz". Der spätmittelalterliche schlanke Turm des Haupttores hatte 4 Geschosse und ein Walmdach. Es sah ähnlich aus wie das Niedere und das Blankenburger Tor. Vorm Oberen Tor gab es ein Vortor, das durch einen Wallgraben von diesem getrennt und über eine Brücke mit Wehrgang und Schießscharten verbunden war.
1517 wurde das Obere Tor durch den Stadtbrand stark beschädigt, aber wieder aufgebaut. Nach dem 2. großen Stadtbrand 1727 zog sich der Wiederaufbau allerdings über 10 Jahre hin. Dabei wurden nur noch 2 Etagen wieder aufgebaut, außerdem eine barocke Zwiebelkuppel mit einem 8-eckigen Turmhelm aufgesetzt. Stadtseitig wurden große Fenster angebracht, während feldseitig die mittelalterliche Fassade erhalten blieb. Hier sind heute noch Führungssteine des beweglichen Fallgitters erkennbar. Stadtseitig wurde ein Wappenstein mit 2 Barben als Stadtwappen eingebracht.
Das Obere Tor markierte im Süden der Stadt den Zugang zur alten Reichs- und Handelsstraße zwischen Nürnberg und Leipzig, die von Süd nach Nord durch Saalfeld verlief und im Norden durch das Blankenburger Tor führte.
Bei Bauarbeiten wurden 1995 Reste des ehemaligen Vortores des Oberen Tores gefunden.

Saalfeld - Saaltor
Das Saaltor war der am tiefsten gelegene Punkt der mittelalterlichen Stadtbefestigung, welches dem Schutz der Saalebrücke und der Handelsstraße in Richtung Osten in die Orlasenke und nach Gera diente.
Das Saaltor mit seinem Staffelgiebel und der Spitzbogendurchfahrt aus dem 14. Jahrhundert wurde auch Engelstor genannt, weil sich stadtseitig eine Engelsfigur im Torbogen befindet. 1365 wurde erstmals eine steinerne Saalebrücke erwähnt. Es ist davon auszugehen, daß bereits zu diesem Zeitpunkt das Saaltor existierte. Das heute erhaltene Saaltor ist vom spätmittelalterlichen Baustil geprägt. Wie auf dem berühmten Merian-Stich von 1650 zu erkennen, hatte auch das Saaltor ein beeindruckendes Vortor, sowie ein Torgebäude mit Walmdach und einen mit Zinnen besetzten Wehrgang.
Außerdem waren Seitenmauern als Wehrgänge mit Schießscharten ausgelegt. Diese zwingerartige Vorbefestigung wurde 1816 abgebrochen.
Der Turm des Saaltores war Bestandteil der Stadtmauer, die entlang der Saaleterasse südlich auf diesen Turm stieß und nach dem Tor rechtwinklig nach Westen weiter zum Darrtor entlang der heutigen Puschkinstr. verlief.
1517 wurde das Saaltor vom Brand erheblich beschädigt, aber bald darauf wieder aufgebaut. Auf quadratischem Grundriß befinden sich 3 Obergeschosse im Turm über der Durchfahrt. Beidseits des Torbogens befinden sich Strebepfeiler für ehemalige Fallgitter, die bei Gefahr herunter gelassen wurden.
Der heutige Torturm stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jahrhundert. Er hat ein Satteldach zwischen den beiden 7-stufigen Treppengiebeln, die möglicherweise erst nach dem Brand 1517 angebracht wurden.
1945 wurde das Saaltor bei Bombenangriffen leicht beschädigt. 1998 erfolgte eine Fassadensanierung.
Der heutige Straßenverlauf geht am Saaltor vorbei. Bis 1890 führte die alte Brücke die Straße vom Bahnhof durch das Saaltor hindurch. Die sehr schmale mittelalterliche Steinbrücke war auf der Südseite mit einer Gehülfenkapelle versehen, deren Kümmernisbild heute in der Johanniskirche einen neuen Platz gefunden hat.
Später befand sich eine Bäckerei im Kapellengebäude. Desweiteren hatte die alte Saalebrücke spitze in den Fluß hineinragende Mauern, die im Winter als Eisbrecher fungierten.
1890 wurde die alte Saalebrücke durch eine neue ersetzt, die eine Straße am Saaltor vorbei ins Industriegebiet und zum Bahnhof leitete. Diese Brücke wurde 1945 von der Wehrmacht zerstört und 1946 wieder neu aufgebaut.
Bei einem amerikanischen Bombenangriff am 9. April 1945 starben über 200 Menschen in Saalfeld, davon allein 38 in einem hinter dem Saaltor gelegenen Luftschutzkeller.

Saalfeld - Darrtor
Das Darrtor wird auch als Markttor bezeichnet, weil es den Alten Markt mit der Stadt verband. Die Alte Markt-Siedlung bewahrte sich bis heute einen ländlichen Charakter.
Das Darrtor hatte als einziges der mittelalterlichen Tore Saalfelds keine Vorbefestigung. Es enstand bereits im 14. Jahrhundert.
Der Name soll sich vom slawischen Wort trg, das soviel wie Markt heißt, ableiten.
Das Darrtor ist der nachweislich älteste Torturm der Stadt. Er steht mit seinem 5-geschossigen Baukörper auf einem quadratischen Grundriß und sieht aus wie ein Bergfried. Er hat eine Spitzbogendurchfahrt mit Kreuzgewölbe. Der steinerne Kegelhelm ist mit einem Zinnenkranz versehen.
Das Darrtor wurde bereits im Mittelalter als Gefängnis benutzt. Die Durchfahrt wurde zugemauert.
1525 wurden mehrere Saalfelder Bürger, die sich als Anführer auf den Sturm auf das Benedektinerkloster beteiligten, hinter der "Roten Tür", eingesperrt, aber wenig später mit Auflagen wieder freigelassen.
In einem Nebengebäude wurde eine Wächterwohnung eingerichtet und das Gefängnis noch bis 1888 genutzt.
Danach wurde hier eine Waage mit Wiegehäuschen eingerichtet, die erst 1968 geschlossen wurde. Gleichzeitig wurde die Durchfahrt wieder geöffnet.
Nach den umfangreichen Sanierungen ist das Darrtor seit 1998 begehbar und bietet einen hervorragenden Blick über Altsaalfeld und die Umgebung.

Das Blankenburger Tor begrenzte im Norden die Stadt in Richtung Blankenburg. Es wurde bereits 1372 urkundlich erwähnt. Es stand häufig im Blickpunkt, weil davor sich die Martinskapelle und das Siechenhospital befanden. Außerdem gab es eine Badestube und ein Schießhaus in unmittelbarer Nähe.
Der mehrgeschossige schlanke Baukörper war ursprünglich mit einem steilen Walmdach versehen. 1726/27 wurde es umgebaut und erhielt eine barocke Zwiebelkuppel mit einer weiteren darüber aufgesetzten Zwiebelhaube. Feldseitig sind Führungssteine für ein mittelalterliches Fallgitter und ein gotischer Blendbogen erhalten. Um 1860 wurde das Blankenburger Tor erheblich umgebaut. Aus verkehrstechnischen Gründen wurde das Vortor mit Barbakane abgerissen. Auch das daneben stehende Riegelhaus wurde später abgebrochen. 1965 erfolgte ein Mauerdurchbruch für Fußgänger.
 
1701 wurde vorrübergehend ein 6. Tor mit Turm errichtet, das Neue Tor oder auch als Schloßtor bezeichnet. Dieses hatte aber keinen Wehrcharakter mehr, sondern stellte lediglich einen Durchgang zum Schloß bzw. aus der anderen Richtung zur Stadt dar. Dieses Barocktor wurde bereits 1830 wieder abgerissen, um Baufreiheit für eine Schule zu schaffen.
Später wurden weitere Teile der Stadtbefestigung ersatzlos entfernt und zwischen 1815 und 1830 alle Vortore abgerissen. Auf Betreiben der damaligen Stadträte sollten auch die Haupttore abgerissen werden, was aber durch Einspruch des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen verhindert wurde.



 
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