Saalfeld - die Steinerne Chronik Thüringens - Rathaus

Das Saalfelder Rathaus konnte aufgrund des verheerenden Brandes von 1517 erst später als geplant gebaut werden. 1529 begann man mit dem Bau. 1537 wurde es in seiner heutigen Form fertig gestellt.

Saalfeld - Rathaus
Es handelt sich um ein Bauwerk sächsisch-thüringischer Frührenaissance sowohl mit einheimischen Bauelementen, alsauch Anlehnungen an die damals moderne französische Schloßbauweise. Der Weimarer Baumeister ist unbekannt - es wird der Baumeister Krebs vermutet. Hauptinitiator des Baugeschehens war der Bürgermeister Jakob Kelz.
Wer die Albrechtsburg kennt, wird hier im polygonalen Treppenturm eine eindeutige Verwandtschaft wiederfinden.
Die schrägen Fenster im Treppenturm sind ganz typisch für die Renaissance-Bauweise. An diesem polygonalen Treppenturm befinden sich ein kleiner Verkündigungsbalkon und darüber eine Wappen-Relief-Tafel mit den Saalfischen als Stadtwappen Saalfelds und die Jahreszahl 1534.
1918 wurde hier beispielsweise die Novemberrevolution für Saalfeld verkündet.
Die Schaufassade des Rathauses ist reich, aber harmonisch gegliedert. Die Fenster sind paarweise angeordnet. Die beiden überhöhten Zwerchhausgiebel werden vom Treppenturm scharf und symmetrisch getrennt.
An der linken Ecke finden wir einen Eckerker mit spätgotischen Bauelementen mit Maßwerk. Der 2. Erker ist ein Renaissanceerker. Dieses 2-geschossige Bauelement lockert die rechte Seite des Rathauses auf.
Saalfeld - Rathaus-Renaissanceerker
An diesem Erker erkennen wir 2 Wappensteine als eine Huldigung an den damaligen Kurfürsten Johann Friedrich den Großmütigen von Sachsen und dessen Frau Sibylle von Cleve. Der Erker ist reich mit Ornamenten verziert.
 
Das Saalfelder Rathaus war Vorbild für das Schloß Hardenberg in Torgau.
 
Am Hauptportal mit Kielbogengewände ist links die Saalfelder Elle als Eisenstab angebracht. Sie mißt 56,6 cm und diente als Maß für den Saalfelder Tuchhandel, der vorwiegend im 2. Obergeschoß - dem Tuchboden des Rathauses stattfand.
Im ersten Obergeschoß befand sich der Rathaussaal, dessen Holzbalkendecken noch erhalten sind. Im Erdgeschoß sind gekehlte Kreuzrippengewölbe erhalten.
 
Im Rahmen der Vorbereitung der 1100-Jahrfeier 1999 fand eine Generalsanierung des Rathauses statt. Das Dach wurde mit Schiefer aus dem nahegelegenen Schieferbruch Lehesten gedeckt. An den Gesimsen wurden Zierkugeln wieder angebracht.
Der Ratskeller wurde früher meist an Fleischermeister der Stadt verpachtet. 1950 wurde der Betrieb des Ratskellers eingestellt und 1999 wieder neu eröffnet.
 
Das Rathaus dient heute als Amtssitz des Bürgermeisters, als Behördenhaus und Archiv.



 
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