Saalfeld - die Steinerne Chronik Thüringens - Kirchen

Durch die Schwarmgasse gelangt man zum Nikolaiplatz, einem ehemaligen 3-eckigen Marktplatz aus dem 12. Jahrhundert, als sich hier noch vor der eigentlichen Stadtgründung eine Kaufmannssiedlung des kölnischen Grundhofes befand.

Saalfeld - Nikolaikirche
Die Nikolaikirche stellte den Mittelpunkt der damaligen 2. Marktsiedlung Saalfelds dar. Die 1. Marktsiedlung befand sich bereits in der Nähe des Benedektinerklosters auf dem Gelände des heutigen Alten Marktes. Beide Siedlungen bestanden nun gemeinsam, bis sie in der regelmäßigen gitterförmig angelegten Stadtanlage um 1180 aufgingen.
Die Nikolaikirche wird heute als Wohnhaus genutzt. Nur die vermauerten Rundbogenfenster erinnern noch an die alte Funktion einer Kirche. Bereits im 13. Jahrhundert gab man den Status der Pfarrkirche ab an die Johanniskirche.
Das Gebäude der Nikolaikirche wurde als Waffenhaus, herzogliches Haus, Reithalle, Wohnhaus, städtisches Armenhaus und inzwischen wieder als Wohnhaus genutzt.
Die Johanniskirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche. Einen Vorgängerbau gab es vermutlich schon um 1180 zur Zeit der Stadtgründung. Die heutige Kirche wurde von 1380 bis 1514 erbaut.
Saalfeld - Johanniskirche An das Langhaus schließt sich im Osten ein Chorschiff an, das erst 1514 mit einem Gewölbe vollendet wurde. Erst 1982 wurden bei Restaurierungsarbeiten Deckengemälde wiederentdeckt, die detailgenau Pflanzen darstellten, nach denen die Pflanzenarten bestimmt werden konnten. Eine ähnliche, aber kleinere Himmelswiese gibt es auch in der Kirche zu Neustadt/Orla, die dort vom Pößnecker Baumeister Bischof stammt. Es läßt sich daraus schließen, daß die Saalfelder Himmelswiese auch von ihm stammt.
Die Bauweise der mächtigen Hallenkirche mit seinen Strebe- und Bündelpfeilern im Inneren steht unter dem Einfluß des Prager Bauingenieurs Peter Parler. Einige Steinmetze, die an dieser Kirche arbeiteten, kamen aus Böhmen. 1420 wurde das Langschiff mit einem Flachdach versehen und erst später eingewölbt. Die beiden Türme erhielten erst bei einer großen Renovierung um 1891 die gleiche Höhe. Als Vorbild für die Türme diente die Gertrudiskirche in Graba. Ursprünglich war der Südturm höher als der Nordturm.
Im Tympanon der Westfassade wird das sogeannte Jüngste Gericht dargestellt. Darüber befindet sich die Kopie des sogenannten Kümmernisreliefs von der Gehülfenkapelle der alten Saalebrücke. Das Original hängt im Inneren der Kirche. Es zeigt die Kreuzigung eines Bärtigen mit einem Spielmann zu Füßen. Hierzu gibt es eine spätmittelalterliche Sage, nach der sich eine Königstochter Häßlichkeit erbeten hatte, um sich ihrer vielen Verehrer zu erwehren, woraufhin ihr ein Bart wuchs; ihr erzürnter Vater ließ sie danach ans Kreuz nageln. Einem Mitleid habenden Spielmann warf sie einen goldenen Pantoffel zu, so die Sage.
2 der Eck-Konsolen der Kirche haben mit der Saalfelder Geschichte zu tun: Der mittlere Ritter mit Lanze bekämpft einen Bären. Der Sage nach soll Ezzo einst einen Bären in der Heide erlegt haben, der lange die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte.
Die linke Hand der rechten Figur hält einen Fisch und zeigt auf ein Faß mit Heringen. Das sogenannte Heringsmännchen gilt als Vorläufer des Saalfelder Stadtwappens.

Saalfeld - Martinskapelle
Im Inneren befinden sich mehrere Grabplatten, u.a. die von Jakob Kelz, eine lebensgroße Figur von "Johannes dem Täufer", die von einem Schüler Tillmann Riemenschneiders Hans Gottwald von Lohr 1514 geschaffen wurde. Die Glasmalereien der Fenster geben die sogenannte Jesusgeschichte wieder. Die Glasmalereien der 4 Fenster auf der Kirchensüdseite waren ursprünglich im Chor untergebracht. Die Orgel stammt aus dem 18. Jahrhundert.
 
Im Stadtteil Graba steht eine der ältesten, noch erhaltenen Kirchen Saalfelds, die Gertrudiskirche.
 
Auch die Martinskapelle im Norden der Stadt zählt zu den ältesten Gebäuden Saalfelds.


 
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